Wadza erzählt uns ihre Geschichte

Wie so viele junge Menschen, muss Wadza sich durch tragische Schicksalsschläge versuchen ein Leben aufzubauen.

 

Wir lernten die damals 17-Jährige bei der Pastorin der methodistischen Kirche in Masvingo kennen. Als Waise lebte sie seit einigen Monaten dort und wußte nicht wie es für sie weiter gehen würde. Wir konnten es ermöglichen, dass sie eine 2jährige Ausbildung im Hotelbereich beginnen konnte, die sie im Dezember 2020 beenden wird. 

Ihre Geschichte hat Wadza für uns im Corona- Lockdown aufgeschrieben: „Ok, ich werde mit meiner Vergangenheit beginnen. Nach dem Tod meiner Mutter heiratete mein Vater wieder. Ich blieb mit meinen beiden anderen Geschwistern bei meiner Großmutter. Die zweite Frau meines Vaters hat drei Kinder. Sie wolle nicht, dass wir bei ihr bleiben, sagte sie.“ Ich kann nicht mit Kindern zusammen wohnen, die nicht meine eigenen sind“. Da ich die Erstgeborene bin musste ich im Alter von 16 Jahren einen Job suchen. Ich fing an, Tomaten zu verkaufen. Es war eine schwierige Zeit und weder ich noch meine Geschwister gingen zur Schule, da mein Vater nicht arbeitete. Keiner war für mich und meine Geschwister da, und unsere Verwandten kümmerten sich nicht um uns, obwohl, als Mama noch am Leben war, sie sich immer um alle kümmerte. Eines Tages wurde sie sehr krank und konnte einfach nicht mehr sprechen. Ich war allein mit ihr. Ich wusste, dass sie sterben würde. In dieser Nacht betete ich, dass Gott mich anstelle meiner Mutter nimmt. Jeden Morgen brachte ich sie ins Badezimmer. Ich habe ihren Körper gewaschen und alles für sie alleine getan, ohne dass mir jemand geholfen hätte. Es war nicht einfach, dahin zu kommen, wo ich heute bin. Ich habe sie gefüttert, weil sie konnte weder alleine essen oder gehen konnte. Eines Tages fiel sie hin und es gab niemanden, der mir half. Ich rief unsere Nachbarn an und sie halfen mir, sie ins Krankenhaus zu bringen. Am Dienstagmorgen, als ich sie besuchte sagte der Arzt mir, sie müsse in das General Hospital in Harare gebracht werden. Ich wollte mit ihr gehen, aber der Arzt verweigerte es mir und sagte, ich sei zu jung, um mit ihr zu gehen. Sie fuhr allein in einem Krankenwagen und es gab keinen Verwandten von ihr, niemand war für sie da. Am nächsten Morgen hörte ich, dass sie starb.“ (Die Mutter verstarb 2017 an Malaria) 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie es weiter ging: Die Verwandten entschieden, dass Wadza zur Großmutter und zu ihren Geschwistern und damit auch in sehr armselige Lebensumstände zurückkehren sollte. Doch nun wurde auch die Oma krank.  Als Wadza schon befürchtete, auch ihre Oma in den Tod zu pflegen zu müssen, war sie nahe daran, am Leben zu verzweifeln. Schließlich wurde die Großmutter doch ins Krankenhaus gebracht. Die Diagnose ließ alle aufatmen: Diabetes. Nachdem sie medikamentös eingestellt war, ging es ihr bald wieder besser. Der von tiefer Armut geprägte Alltag forderte sein Recht: Abgerissene Kleidung und Plastikschuhe, mehr hatten die Kinder nicht am Leib. So war überhaupt nicht daran zu denken, dass Wadza wieder zur Schule könnte, denn sie würde das benötigte Schulgeld nicht aufbringen können. Von schweren Gedanken geplagt, wandte sich Wadza an ihren Pastor. Er ermutigte sie, immer im Gebet zu bleiben, bis Gott ihr eine Lösung schenken würde. Gott hörte: Eines Tages besuchte Pastorin Annie, die Schwester von Wadzas Vater, ihre Nichte. Als sie sah, in welch großen Schwierigkeiten die Großmutter und die Enkel steckten, war ihr Herz tief berührt. Sie – selbst eine von vielen Schwestern, die früh verstorben waren – lud Wadza ein, in Masvingo bei ihr und ihrer Familie – zwei eigene und drei angenommene Kinder und natürlich ihr Mann – zu wohnen. Dort lernten wir Wadza kennen …                                                                                                        Text und Bilder: Silke Flügge